Die Geschichte des Orchestervereins beginnt bereits 1917. Protokollbücher sind zwar erst ab 1933 vorhanden, doch das Gründungsdatum ist eindeutig belegt durch die am 15. November 1917 lückenlos geführte Mitgliederkontrolle despektierlich Zuchtbuch genannt. Bei der Gründung zählte der Verein 7 Mitglieder. Heute sind es deren 30.
Das erste Konzert des neugegründeten Orchestervereins, der sich vorwiegend aus Angestellten und Beamten der Chemiewerke Lonza rekrutierte, wurde vom ersten Präsidenten und Dirigenten Hans Raid geleitet.
Über die Zeitperiode von den ersten Auftritten des neu gegründeten Vereins bis zum Jahre 1933 weiss man nur aus Presseberichten. Inserate und Zeitungstexte dokumentierten während der folgenden Jahre selbstständige Orchesterkonzerte, die Mitwirkung an Auftritten des Männerchors, die Darbietung von Tanzmusik an Festanlässen des Turnvereins, so wie die musikalische Umrahmung von Aufführungen der Theatergesellschaft und der Jungfrauenkongregation. Gespielt wurden „leichte, reizend schöne Walzermelodien, rassige Märsche, ernste klassische Musik und Operettenweisen“. Musikalischer Höhepunkt dieses ersten Zeitabschnitts war die Aufführung von Haydns „Schöpfung“ 1933 unter der Leitung von Musikdirektor August Oetiker aus Thun. Der Visper Männerchor und der Visper Kirchenchor vereinten sich damals unter Zuzug von bewährten Hilfskräften aus Brig, Siders und Sitten erstmalig zu einer Gesamtaufführung.
1947 erhält die Gemeinde Visp in der Person von Leo Steinmann ihren ersten eigentlichen „General“-Musikdirektoren. Er übernimmt sowohl den Musikunterricht in den Schulen, als auch die Leitung von Kirchen- und Männerchor, des Orchestervereins und der Musikgesellschaft. Diese einheitliche Führung ist der Beginn eines umfassenden musikalischen Aufschwungs in der Gemeinde Visp. In der Folge mehren sich Proben und Auftritte für den Orchesterverein. Neben dem zur Tradition gewordenen Jahreskonzert, unter Mitwirken zugezogener Instrumentalsolisten, beteiligt sich der Orchesterverein immer häufiger an Konzerten von Männer- und Kirchenchor, sowie an diversen Oratorien und Operetten.
Im Herbst 1962 übernimmt der Aargauer Eugen Meier die Leitung des Orchesters. Er fühlt sich in Visp heimisch, gründet eine Familie und bleibt Visp treu. 1964 erfolgt als Gemeinschaftsaufführung und quasi Reprise, in Zusammenarbeit mit Kirchen- und Männerchor Haydns „Schöpfung“. Das Zusammenwirken dieser drei Ortsvereine entwickelte sich bis heute zu einer eigentlichen Institution. Ein glänzender Höhepunkt der Ära Eugen Meier war die Inszenierung der ersten Visper Oper „Der Freischütz“ von C.M. Weber anlässlich der Eröffnung des Kulturzentrums „La Poste“ im November 1991.
1999 durfte Eugen Meier den Dirigentenstab nach erfolgreichen Jahren an seinen Nachfolger Johannes Diederen weitergeben. Der Deutsch-Holländer Johannes Diederen studierte Musikwissenschaft in Tübingen, absolvierte sein Dirigierstudium in Basel und Zürich und erlangte das Orgeldiplom in Luzern. 1999 wurde er von der Gemeinde Visp zum neuen Musikdirektoren ernannt. Bis heute drückt er dem regionalen und überregionalen musikalischen Schaffen im Oberwallis eindrücklich seinen persönlichen Stempel auf. Unter seiner Leitung bewegte sich das Repertoire des Orchestervereins mit der Aufführung des „Show Boats„ von J. Kern in Richtung Musicals. In Zusammenarbeit mit einheimischen Komponisten und Musikern entstanden zudem neue und einmalige Projekte.
Der Orchesterverein Visp weist heute ein breites musikalisches Spektrum und eine erstaunliche Offenheit gegenüber allen Musikrichtungen auf. Dies zeigt sich in der Akzeptanz durch alle Altersgruppen, was sich in der Mitgliederstruktur widerspiegelt. Vom Schüler bis zum Senioren fühlen sich im Verein alle gut getragen. Die innerhalb des Vereins heute noch allgegenwärtige Spielfreude garantiert diesem Amateurorchester ein anerkanntes musikalisches Niveau, das nicht zuletzt immer wieder dank Zuzug einheimischer registerführender Berufsmusiker unterstützt wird.
Der Orchesterverein Visp feiert 2016/2017 sein 100-jähriges Jubiläum. Unter der Leitung seines Dirigenten Johannes Diederen werden im Jubiläumsjahr 2 spannende und facettenreiche Konzerte zur Aufführung gebracht.